Hessen: Yvonne Ruch erneut als Spitzensportlerin ausgezeichnet

Wer selbst schon mal gekegelt hat, weiß wie schwierig es ist, den knapp drei Kilogramm schweren Kugeln eine Richtung zu geben und am Ende der etwa 20 Meter langen Bahn möglichst viele Kegel umzuwerfen.
Kegeln ist eine Präzisionssportart!

Vom Familienevent zum Profisport

Die damals 6-jährige Yvonne Ruch kam durch ihren Vater zum Kegeln. Er liebte den Sport und sie begleitete ihn häufig. Dies gab auch letztlich den Ausschlag für Yvonne, dem Kegelsport treu zu bleiben und sich nicht für trendigere Sportarten, wie Schwimmen oder Karate zu entscheiden. Ihr Erfolg bescheinigt ihr, die richtige Wahl getroffen zu haben.

Neben vielfachen deutschen Meistertiteln, drei gewonnenen Europameisterschaften und 9-maligem Gewinn des World-Cups, kegelte sie 16 Weltmeistertitel nach Hause. Um in der Weltspitze mitkegeln zu können, bedarf es einer ausgeprägten Fitness und mentaler Stärke. Fitness ist damit essentiell für den Erfolg der Kegler. Während einer Meisterschaft kommen gerne einmal 1300 Würfe zusammen, die im optimalen Fall alle „alle Neune“ zählen.

Foto: Haas – Ltd. PD Peter Schmidt, Vorsitzender des Hess. Polizeisportausschusses – Ruch – Breede – Polizeipräsident Bernd Paul (PP Mittelhessen)

Von den Polizeisportbeauftragten der Länder und des Bundes auf Platz 3 gewählt

Seit dem Beginn der Coronapandemie stehen Kugeln und Kegel still, sind Wettkämpfe und Ehrungen abgesagt. So auch die Ehrung des Deutschen Polizeisportkuratoriums 2020 für Yvonnes Erfolge.

Statt einer großen nationalen Feier, gab es nun eine Würdigung im kleinen Kreis für die Weltmeisterschaft im Einzel, im Mixed und mit der Mannschaft 2019.

Thorsten Haas, Leiter der Polizeiautobahnstation und Vorgesetzter von Yvonne, ließ es sich nicht nehmen, bei der Veranstaltung für einen feierlichen Rahmen zu sorgen. „Über einen so langen Zeitraum, fast 30 Jahre, auf einem solch hohen Niveau erfolgreich zu sein, verdient größten Respekt“, betonte Polizeipräsident Bernd Paul in der kleinen und familiären Runde. Insbesondere, weil dies alles noch neben dem „normalen“ Leben geschehe. „Frau Ruch meistert den Leistungssport neben ihrer vollen Stelle im Schichtdienst als stellvertretende Dienstgruppenleiterin bei der mittelhessischen Autobahnstation in Butzbach und alleinerziehender Mutter eines 8-jährigen Sohnes.“ Die Auszeichnung überreichte Kriminaldirektorin Jenny Breede, Polizeisportbeauftragte des Landes Hessen, und gratulierte zur Wahl durch das Gremium.

„Die Konstanz der großen Erfolge von Yvonne Ruch sucht ihres Gleichen“, betonte auch der Vorsitzende des Hessischen Polizeisportausschusses (HPSA), LPD Peter Schmidt (HMdIS). Er überreichte der Ausnahmesportlerin ein Präsent als Anerkennung ihres Engagements.

Dass dies mehr fordert als das Absolvieren einiger Trainingseinheiten, stellte sich im Gespräch mit der Polizeihauptkommissarin heraus. Optimale Trainingsbedingungen und Vereinsstrukturen sind aufgrund der abnehmenden Popularität der Sportart nicht leicht zu finden. Daher nimmt die 41-Jährige die weite Anreise ins Saarland in Kauf.

Im 240 km entfernten Oberthal spielt sie seit acht Jahren in der Bundesliga. Aber auch in der Heimat trainiert sie bei ihrem Verein in Reiskirchen auf der Bahn. Um sich fit zu halten, wird außerdem gejoggt oder Rad gefahren. Ihren ersten Weltmeistertitel konnte sie mit 16-Jahren erringen. 15 weitere folgten. Auf vielfache deutsche Meistertitel holte sie nach Hause – im Einzel als auch im Team.

Der einzige Weltmeistertitel, der in ihrer Sammlung noch fehlte war der im „Mixed“. Diesen gewann sie 2019 zusammen mit ihrem Kegelpartner. Das Einzel in diesem Turnier lief für Yvonne zu Beginn eher durchwachsen. Aber getreu ihrem Motto „Niemals aufgeben!“ kämpfte sie sich wieder ran und warf im nächsten Lauf 134 von 135 möglichen Punkten (14 mal 9, 1 mal 8). In einem packenden Finale konnte sie ihre Konkurrentin letztlich schlagen.

„Ich habe auf nationaler und internationaler Ebene alles gewonnen, was man als Keglerin gewinnen kann!“, sagt die Athletin und hofft, dass die coronabedingte Pause bald wieder endet und die Kugel wieder rollen kann.

Foto: Yvonne Ruch mit Dienststellenleiter der PASt Butzbach, EPHL Thorsten Haas