Der Bonner Kanute Max Rendschmidt hat im ungarischen Szeged seinen WM-Titel im Kajak-Vierer verteidigt. Das Flaggschiff des Deutschen Kanu-Verbandes setzte sich in einem packenden Finish gegen Spanien und die Slowakei durch und wurde damit seiner Favoritenrolle gerecht. Foto: © O. Strubel Dennoch war dem Polizeimeister eine gewisse Erleichterung anzumerken. „Wir haben schon eine gewisse Anspannung gespürt“, sagte Rendschmidt. „Man macht sich schon Druck, die gewünschte Leistung auf die Strecke zu bringen.“ Tatsächlich erwischte der deutsche Vierer um Schlagmann Rendschmidt im Endlauf aber einen perfekten Start, übernahm sofort die Führung und fuhr einen kleinen Vorsprung heraus. Das spanische Boot holte jedoch Zentimeter für Zentimeter wieder auf und lag bei der 250-Meter-Marke nur noch drei Hundertstel zurück. „Wir wussten, dass Spanien stark sein würde“, sagte der Bonner. „Gerade im Mittelteil kamen sie stark auf.“ So schob sich das Team von der iberischen Halbinsel an Rendschmidt und Co. vorbei. „Das war schon gigantisch“ Das deutsche Quartett erhöhte die Schlagzahl, überholte das spanische Boot und fuhr dann doch einen deutlichen Vorsprung heraus. „Wir konnten uns mit unserem Endspurt aber dann doch deutlich absetzen“, so Rendschmidt. Damit verteidigte der Bonner nicht nur zum zweiten Mal den WM-Titel über diese Distanz, Rendschmidt löste für Tokio auch das Olympia-Ticket. „Das ist eine unendliche Freude. Auch, weil wir den Quotenplatz für Tokio eingefahren haben.“
Im September folgt ein Testwettkampf in Tokio. Jetzt geht es für Rendschmidt nach Brandenburg. Dort finden am Mittwoch die deutschen Meisterschaften statt. Mit einem Testwettkampf im September in Tokio endet die Saison – für Rendschmidt nun eine besonders erfolgreiche. Noch im Juni hatte das deutsche Flaggschiff eine überraschende Niederlage bei den European Games in Minsk einstecken müssen. Dort musste sich der Vierer zum ersten Mal seit drei Jahren in einem Endlauf geschlagen geben. Nun reichte es erneut zu Gold. Einen weiteren Erfolg aus Sicht der Bundespolizei gab es im nichtolympischen Canadier-Vierer über 500 Meter. Polizeimeisteranwärter Tim Hecker holte mit Schlagmann Jan Vandrey, Conrad Scheibner und Moritz Adam hinter Russland und vor dem Boot aus Weißrussland die Silbermedaille. Bronze über die ebenfalls nicht-olympische 500-Meter-Distanz im Kajak-Zweier gewann Polizeimeister Marcus Groß mit seinem Partner Martin Hiller. Den Sieg holten sich die Weißrussen vor den Spaniern. Eine Enttäuschung musste dagegen Sebastian Brendel hinnehmen. Zwar gewann der Potsdamer über die 500 und 5000 Meter seine WM-Titel elf und zwölf. Ausgerechnet auf seiner Paradestrecke im Canadier- Einer über die 1000 Meter verpasste der Polizeihauptmeister das angestrebte Gold und musste sich trotz seiner Führung zur Hälfte des Rennens mit Rang vier begnügen. Den Sieg sicherte sich der Brasilianer Isaquias Queiros dos Santos vor dem Polen Tomasz Kaczor und dem Franzosen Adrien Bart. Damit ist Brendels unglaubliche Siegesserie nach fünf Jahren gerissen.
Am Ende fehlt Brendel die Kraft. Bis zur Halbzeitmarke hatte der 31-Jährige auch auf der doppelten Distanz geführt, nachdem der Chinese Pengfei Zheng zunächst einen Blitzstart hingelegt hatte. Doch dann konnte der Potsdamer nicht mehr kontern, weil „ich am Anfang zu viel investiert hatte. Die Enttäuschung ist riesengroß, ich hatte mir auf jeden Fall eine Medaille vorgenommen“, sagte Brendel und fügte mit Blick auf Olympia an: „Die Quote für Tokio ist gesichert. Jetzt muss ich konsequent weiterarbeiten.“ Riesenfreude hingegen über Platz vier herrschte dafür beim deutschen C2 der Damen über 500m. Polizeimeisterin Lisa Jahn und Ophelia Preller wuchsen wahrlich über sich hinaus und holten mit ihrem unerwarteten vierten Platz hinter den Booten aus China, Ungarn und Weißrussland den sehnlichst erhofften Olympiastartplatz für die Canadier-Damen des DKV. Beim Kampf um die olympischen Quotenplätze sind indes nicht alle Wünsche der Bundespolizeiathleten in Erfüllung gegangen. Der hoch eingeschätzte Canadier-Zweier mit dem Magdeburger Yul Oeltze und dem Leipziger Peter Kretschmer verpasste den erhofften WM-Hattrick. Wenigstens der Quotenplatz für Tokio ist fix. „Nun müssen wir nächstes Jahr unsere Chance suchen. Die Chinesen waren in diesem Jahr saustark“, meinte Kretschmer. „Das war eine ordentliche WM mit noch Luft nach oben. Unser Primärziel haben wir mit den 15 Quotenplätzen fast erreicht. Bis Tokio bleibt noch einiges zu tun, aber wir können optimistisch sein, dass wir da auch unsere Medaillen holen werden“, sagte DKV-Präsident Thomas Konietzko. Text: Sven Drese, Bundespolizeisportschule Kienbaum