Olympia: Einkleidung in Köln – Teil II

Kai Kazmirek ist einer unserer Polizei Athleten, der an den Olympischen Spielen in Tokio teilnimmt. Er tritt an mehreren Tagen im Zehnkampf an. Wir konnten den Polizisten aus Rheinland-Pfalz schon vorab bei der Einkleidung durch den DOSB am 24.06.2021 für ein Interview treffen. Hier gibt es das Interview von Kai zum Nachhören. Geführt hat es Giuliano Buccini aus der Geschäftsstelle des DPSK: Was bedeutet es dir im Hinblick auf die Unterstützung durch die Polizei Rheinland-Pfalz an den Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen? Für mich ist es das größte Privileg in meinem Leben, Spitzensportler bei der Polizei zu sein. Ich wollte auch schon immer als kleines Kind Polizist werden. Ich hatte mich auch auf den normalen Dienst beworben, falls es mit dem Spitzensport dann doch nichts wird. Letztendlich hat es aber geklappt und deshalb bin ich natürlich riesig dankbar. Ich finde die vielen Sportarten und damit auch die Diversität in Deutschland müssen bewahrt werden. Es gibt schließlich nicht nur Fußball, Tennis, Golf, also nicht nur die „reichen Sportarten“, sondern auch Randsportarten und ich würde fast behaupten, dass mittlerweile selbst Leichtathletik dazu gehört. Deshalb bin ich so dankbar, dass Sportler und Sportlerinnen bei der Polizei die Möglichkeit bekommen ihren Job und auch ihren Traum ausleben zu dürfen. Damit hat sich die nächste Frage schon fast von selbst beantwortet. Kannst du die Polizei als Arbeitgeber empfehlen? Auf jeden Fall. Das Spektrum ist einfach riesig. Zum Beispiel mein guter Kumpel und sehr guter Ruderer Timo Piontek. Ob er weitermacht, steht aktuell noch in den Sternen, aber er will jetzt zur Hubschrauberstaffel. Das ist eine Gelegenheit, die man sich eigentlich gar nicht vorstellen kann und dann gibt es ja auch noch weitere Möglichkeiten wie die Wasserschutzpolizei oder die Hundestaffel. Das macht die Polizei so divers und ist einfach toll. Was ist es für dich für ein Gefühl das erste Mal hier in den Anziehsachen für die Olympischen Spiele 2021 zu stehen? Was empfindest du dabei? Sehr große Vorfreude, denn jetzt merke ich wirklich, dass es langsam losgeht. Man probiert die Sachen an und weiß „Okay, damit werde ich jetzt performen“. Das ist einfach extrem cool. Man hat auch so eine gewisse Vorbildfunktion in den Klamotten, man muss dann zeigen, dass man nochmal richtig hart trainiert und sich besonderes anstrengt. Man will Deutschland schließlich auch gut vertreten. Die Olympischen Spiele stehen durch Corona unter besonderen Vorzeichen. Was ist für dich dadurch der größte Verzicht? EINEN größten Verzicht gibt es für mich nicht. Für mich gibt es eher viele kleine Verzichte. Einmal nach Tokio zu fliegen ist einer meiner Kindheitsträume gewesen. Ich habe auch ein riesiges Bild von der Stadt in der Küche hängen (2 Meter x 1,5 Meter). Und jetzt kann ich mir diesen Traum in Verbindung mit den Olympischen Spielen erfüllen, das ist genial. Dass ich mir Tokio allerdings nicht angucken kann, ist natürlich schade. Aber natürlich fehlen auch meine Eltern, die eigentlich bei jedem Wettkampf mit dabei sind. Da fehlen dann einfach die Daumendrücker vor Ort. Aber ich weiß, dass sie dafür dann die ganze Nacht vor dem Fernseher sitzen und mit meiner Freundin zusammen von dort aus, die Daumen drücken. Es ist einfach ein Privileg dort zu sein und das gleicht den Verzicht auch wieder aus. Für dich ist es die zweite Teilnahme an den Olympischen Spielen, vor 5 Jahren warst du schon in Rio mit dabei. Welche Erfahrungen nimmst du daraus mit und mit welchen Zielen und Erwartungen gehst du in die anstehenden OS? Es gibt eigene Regeln bei den Olympischen Spielen. Die haben zum Beispiel nichts mit einem Großevent wie einer Europameisterschaft zu tun, die Karten werden dort einfach ganz neu gemischt. Es sind schon viele Favoriten gescheitert und es kamen Underdogs wie ein Phönix aus der Asche und haben eine Medaille gewonnen. Entsprechend sind die Vorleistungen dann doch immer etwas anders zu betrachten. Die Athleten sind alle sehr nervös bei so einem großen Event und auch die Vorbereitungen waren sehr schwierig und dementsprechend ist wirklich alles offen. Meine Erwartung an mich selbst ist eine Platzierung unter den Top 5, damit wäre ich zufrieden. 2020 sind die Spiele pandemiebedingt ausgefallen, dieses Jahr werden sie nachgeholt. Was hat die Nachricht des Ausfalls vergangenes Jahr mit dir gemacht? Und wie hast du reagiert, als du wusstest, dass Olympia 2021 nachgeholt wird? Für mich war es erstmal ein Schock. Ich habe damals direkt meinen Trainer angerufen und mit ihm besprochen, wie wir jetzt weitermachen sollen. Wir haben dann relativ schnell einen Plan festgelegt, dass wir weitertrainieren und an meiner Schnelligkeit arbeiten. Wir haben dann an Einzelwettkämpfen teilgenommen und mal keinen Zehnkampf gemacht. Das war auch für den Kopf und den Körper ganz gut, denn Zehnkampf ist doch sehr belastend. In der Regel braucht man schon ein bis zwei Wochen Regeneration nach einem Zehnkampf. Deshalb kann man auch maximal drei Stück pro Jahr machen. Dieses Jahr hat deshalb auch demensprechend nochmal richtig gut getan, um auch Kraft zu tanken. Mit welchem Gefühl gehst du jetzt in diese besonderen Spiele? Auch mit Blick drauf, dass laut Umfragen ein Großteil der japanischen Bevölkerung für eine Verschiebung bzw. sogar eine Absage ist. Meine Vorfreude ist natürlich riesig darauf, weil ich auf diese Spiele fünf Jahre hingearbeitet habe. Ich habe viele Unterstützer auf diesem Weg und auch die Polizei möchte natürlich, dass ihre Sportler performen und wenn es keine Großereignisse gibt, dann ist das natürlich auch schlecht für uns alle. Entsprechend möchte man auch zeigen, was man sich erarbeitet hat. Ich glaube, wenn die Spiele erst einmal laufen, dann werden auch die Japaner mitgehen, mitfiebern und uns auch anfeuern. Die Fußball EM zeigt aktuell, dass es gehen kann. Am Ende eines Zehnkampfs umarmt ihr euch alle meist wie Freunde. Was macht dabei dieses besondere Gefühl aus? Bei uns geht es nicht darum, dass wir gegeneinander arbeiten, sondern miteinander. Jeder, der den Wettkampf beendet ist ein Gewinner, egal wie gut man abschneidet. Deshalb freut sich einfach jeder für den Anderen. Es ist ein Kampf Mann gegen Mann und deshalb wird einfach der Bessere gewinnen. Man hat zehn Chancen sich an die Spitze zu katapultieren, aber eben auch ganz unten zu sein. Man fiebert mit und gönnt es den Mitstreitern auch. Es ist kein 10 Sekunden Sprint, sondern eher ein Marathon. Wo liegen im Bereich des Zehnkampfs deine Stärken? Der erste Tag ist sehr sprint- und sprunglastig da liegen definitiv meine Stärken. Also bei Hochsprung, 400 Metern und am zweiten Tag ist es der Stabhochsprung. Danke an Kai für das Interview. Wir drücken dir die Daumen für die Olympischen Spiele. Die Wettkämpfe im Zehnkampf starten am Mittwoch den 4. August im Olympic Stadium in Tokio. *** Hier geht es zur Übersicht unserer Artikel. ***