Triathlon: Interview mit Scott McClymont


Scott McClymont (Polizei Hessen), in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga bisher für das REA Card Team TuS Griesheim aktiv und ab der kommenden Saison für das Triathlon Team DSW Darmstadt, spricht im Interview über die Aura von Superstars, Schutzzeit für junge Athlet*innen und seinen Wunsch, ein großes Bierglas zu halten. ©Scott McClymont
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Scott, du bist gerade (das Interview fand im Januar statt, Anm. d. Red.) im Trainingslager in Portugal. Ich hoffe mit entsprechendem Wetter? Geht so, derzeit haben wir vier bis zwölf Grad und auch mal Regen. Im Vergangenen Jahr hatten wir meistens 15 bis 18 Grad und Sonne. Ein Trainingslager gleich zu Jahresbeginn, du scheinst ambitioniert ins Jahr 2021 zu starten. 2021 ist mein letztes Jahr in der U23. Entsprechend groß sind meine Ambitionen. 2019 war ich bei der U23-EM dabei und bin mit dem deutschen Team im Mixed Relay Zweiter geworden. Das war natürlich ein sehr prägnantes Erlebnis. Das Ziel ist, auch dieses Jahr wieder bei internationalen Meisterschaften zu starten, zumindest bei der U23-EM. Vielleicht reicht es auch für die U23-WM. Außerdem möchte ich mich im Weltcup etablieren. ©Jörg Schüler Wirst du über das Jahr hinaus Triathlon als Hochleistungssport betreiben? Auf jeden Fall. Ich gebe, egal wie dieses Jahr laufen wird, nicht auf. Die Sportart Triathlon hat den Vorteil, dass es die U23-Klasse gibt, in vielen andren Sportarten, zum Beispiel im Schwimmen, fehlt dieser Altersbereich. Das ist für viele Athlet*innen ein Grund, mit 18 oder 19 aufzuhören, weil sie noch nicht vorne mitmischen können. Ich finde, der U23-Bereich ist ein großes Privileg, eine Schutzzeit, die man bestmöglich für den Übergang nutzen sollte. Ich bin mit dann 22 Jahren für einen Athleten in einer Ausdauersportart immer noch jung und muss mich Schritt für Schritt nach oben arbeiten. Als Mitglied der Spitzensportgruppe der hessischen Polizei werde ich gesondert gefördert und möchte diese Möglichkeit nutzen und langfristig in der World Triathlon Series (WTS) starten. Das ist mein Ziel, seit ich zum ersten Mal ein WTS-Rennen gesehen habe. Und natürlich träume ich von Olympia. Ich glaube, das ist das Ziel jeden Sportlers, der mit ähnlich hohem Aufwand diesen Sport betreibt. Mein Blick ist auf die Olympischen Spiele 2024 und 2028 gerichtet. Ein erster Schritt auf dem Weg dahin war dein Weltcup-Debüt 2020 im italienischen Arzachena. Das war ein echt stark besetztes Feld, auch im Vergleich mit der WM in Hamburg, die kurz davor stattfand. Mit Vincent Luis (Weltmeister 2020 und Gewinner mehrerer weiterer Rennen 2020, Anm. d. Red.) war der derzeit beste Kurzdistanzler dabei. Ich habe mich in der Bundesliga schon mit Athleten wie Richard Murray oder Mario Mola gemessen. Aber wenn man mit dem aktuell besten Athleten der Welt in einem Rennen ist, ist das noch einmal etwas anders. Es war ein besonderer Moment für mich. ©David Pedregosa Was lernst du von solchen Athleten? Als ich vor dem Check-In im Athletenzelt saß, kam Vincent Luis kurz vor knapp. Aber er wirkte dabei so was von lässig, verbreitete einen unfassbare Aura. Natürlich hat man dann die Augen auf ihn gerichtet. Solch einen Moment vergisst man nicht, auch wenn man da vor Respekt wie erschlagen ist. Und du nimmst mit, dass du nun immer auch ganz lässig erst kurz vor dem Ende des Check-In erscheinst? (lacht) So ein bisschen Show gehört in einer Einzelsportart auch dazu. Lässigkeit zu zeigen, ist sicherlich ein Psychotrick, den man anwenden kann. So ein bisschen Lässigkeit, aber auch Respektlosigkeit, also von den Stars nicht zu sehr beeindruckt zu sein, sind sicherlich Dinge, die ich mitnehmen kann. Das war bei meinen ersten Rennen in der Bundesliga ähnlich. 2015 im Kraichgau warst du erstmals in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga am Start (damals bereits für den DSW Darmstadt). Wenn du auf diese Zeit zurückblickst, was hat sich geändert? Ich habe eine deutliche Steigerung hingelegt. Ich habe zu Beginn Platzierungen zwischen Rang 50 und Rang 60 erreicht, in Düsseldorf 2019 bin ich 15. geworden. Und ich bin sicherer im Umgang mit bekannten Athleten geworden, traue mir zu, auch mal mitzugehen. Gerade in der Bundesliga kann man auch mal etwas ausprobieren, auch auf die Gefahr hin, dass es schief geht. Die Bundesliga ist deshalb eine riesen Schule, hat eine sehr große Bedeutung für die Entwicklung von jungen Athlet*innen. ©Simon Gehr Dein größter Moment in der Bundesliga war sicherlich das Rennen in Düsseldorf 2019 mit Rang drei mit dem Team und Platz 15 im Einzel. Als ich noch A-Jugendlicher war, habe ich beim Bundesligarennen in Kraichgau zugeschaut (2014, Anm. d. Red.). Bei der Siegerehrung standen Richard Murray und das EJOT-Team ganz oben auf dem Podium. Das ist mir im Kopf geblieben und seitdem träume ich davon, auch mal bei einem Bundesligarennen mit dem Team auf dem Podium zu stehen und ein großes Glas Bier in der Hand zu halten. In Düsseldorf ist dieser Traum dann in Erfüllung gegangen. Bericht / Interview: Thorsten Eisenhofer