Triathlon: Polizeieuropameisterin debütiert in der Bundeliga


Stephanie Weiß (Polizei Schleswig-Holstein) vom Team Bad Orb – Gesund im Spessart ist 41 Jahre alt – und hat vergangenes Jahr in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga debütiert. Wir haben mit ihr über ihr Alter, den Reiz des direkten Duells und einen eher unkonventionellen Weg in die höchste deutsche Triathlon-Liga gesprochen. Stephanie, erstes Jahr in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga und gleich ein zwölfter Rang beim Swim & Run und ein 24. Platz in Saarbrücken. Mit dem zwölften Platz beim Swim & Run bin ich super zufrieden. Das ist ein Erfolg für mich. Mit dem 24. Rang beim Rennen in Saarbrücken bin ich nicht wirklich zufrieden. Das Wettkampfformat liegt mir nicht, ich brauche den Kampf Frau gegen Frau. Dann müssten dir doch die „normalen“ Bundesligarennen mit Massenstart und eher einfachen Strecken entgegenkommen. Die sind auf jeden Fall nicht verkehrt für mich. Aber ich arbeite an meiner Radschwäche. Früher war Laufen meine Schwäche, jetzt ist es meine stärkste Disziplin. Früher war das Schwimmen deine Stärke. Ich bin als Kind und Jugendliche über Jahre leistungsmäßig geschwommen, habe an Deutschen Meisterschaften teilgenommen. Mit 18 Jahren habe ich dann berufsbedingt aufgehört. Du hast dann in den kommenden Jahren vor allem Kampfsport gemacht. Mit Mitte 30 warst du dann plötzlich beim Triathlon. Ich bin damals nach Hannover gezogen und habe über einen Verein versucht, Anschluss zu bekommen und Gleichgesinnte zum Sporttreiben zu finden. Ich dachte damals, schwimmen und laufen kannst du, da klingt doch Triathlon ganz gut. Ich habe schnell Fortschritte gemacht und bin für Hannover 96 erst in der Landesliga, dann sogar in der Zweiten Liga gestartet. Ich hätte damals nie gedacht, dass ich so weit komme. Die Bundesliga hattest du also nicht im Kopf? Als ich in Hannover gefragt wurde, ob ich Zweite Liga starten möchte, dachte ich so: Okay … Wir hätten dann in dem einen Jahr sogar in die Bundesliga aufsteigen können, haben das aber abgelehnt. Für mich war das okay. Jetzt, mit 41 Jahren, bist du doch noch in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gelandet. In einem Alter, in dem andere ihre Bundesligakarriere schon längst beendet haben. Der Ehrgeiz ist natürlich da, die eine oder andere hinter mir zu lassen. Aber ich mache den Sport vor allem, weil er mir Spaß macht. Die eine oder andere Konkurrentin denkt vielleicht: die ist ja total alt. In Saarbrücken ist mir aufgefallen, wie jung die Mädels zum Teil sind. Da habe ich gedacht: Da könnte ich ja die Mutter sein. Und wenn man mit denen mithalten kann, ist das doch schön. Aber ich bin auch Realistin. Irgendwo sind Grenzen. Ich bin froh, mein Niveau halten zu können. Ärgerst du dich manchmal, so spät mit dem Triathlon begonnen zu haben? Natürlich mache ich mir manchmal Gedanken darüber. Klar denke ich, was wäre möglich gewesen, wenn ich mit 18 Jahren vom Schwimmen direkt zum Triathlon gewechselt wäre. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich damals reif genug vom Kopf her war. Heute trainiere ich, weil ich Spaß am Sport habe. Damals habe ich trainiert, weil das mein Alltag war. Das ist eine ganz andere Einstellung. Man hat viele schon kommen und gehen sehen. Ich will den Sport auch in zehn oder 20 Jahren noch machen. Du würdest vermutlich auch bei internationalen Meisterschaften in deiner Altersklasse gute Platzierungen erreichen. Die Bundesliga reizt mich viel mehr. Mir bedeutet es mehr, mich dort mit so vielen guten Athletinnen zu messen, als in der Altersklasse 45 Europameisterin zu werden, aber nur fünf Konkurrentinnen gehabt zu haben. Mir geht es weniger um Platzierungen, sondern darum, wo ich im Vergleich mit anderen stehe. In der Bundesliga gibt es keine Seniorenklasse, da gibt es nur eine Klasse und da muss man abliefern. Hast du für die Bundesliga noch Ziele in Form von Platzierungen? Ein Top-Ten-Ergebnis wäre cool. Wenn ich in einem Rennen die Möglichkeit bekommen sollte, dies zu realisieren, werde ich alles dafür geben. Eine Podiumsplatzierung oder ein Top-Sechs-Ergebnis ist in einem Bundesligarennen für mich unrealistisch. Aber ein achter, neunter oder zehnter Platz wäre toll. Bericht / Interview: Thorsten Eisenhofer Foto: Jan Papenfuß