Bei der 11. EPM der Männer im Volleyball vom 17. bis 24.06.2023 in Turin gewinnt Deutschland souverän den Titel
Nach einer bereits gelungenen Qualifikation im Spätherbst 2022 in Sachsen, als sich die Mannschaft mit zwei 3:0-Siegen über Slowenien und die Tschechische Republik souverän durchsetzen konnte, trat die Deutsche Polizeinationalmannschaft Volleyball am 17.06.2023 die Reise zur Endrunde nach Turin/Italien an.
Die Delegation des DPSK wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden, LPD Dr. Walter Buggisch und dem Fachwart Volleyball im DPSK, Achim Genetsch, angeführt. Im April und Mai 2023 wurde das Team von Trainer Sebastian Lemke aus Hamburg und seinem Assistenten, dem Sportwissenschaftler, Dr. Willy Belizer, in zwei jeweils einwöchigen Trainingslehrgängen im rheinland-pfälzischen Enkenbach-Alsenborn optimal auf das Turnier vorbereitet.
Aufgrund von Verletzungen und anderweitiger Verhinderungen musste das Team dabei auf insgesamt sechs Positionen verändert werden. Am 16.06.23 trafen sich die Teilnehmer in Lahr im Schwarzwald, um von dort aus am nächsten Tag mit dem hochgesteckten Ziel des Gewinns einer Medaille nach Norditalien zu reisen.
Angeführt wurde die Mannschaft unter anderem von einem der prägenden deutschen Spieler der beiden ersten Dekaden, Robert Kromm (197 Spiele A-Nationalmannschaft). Kromm, der von 2005-2012 in der italienischen Profiliga und danach für die Berlin Recycling Volleys in der Bundesliga spielte, beendete seine Leistungssportlerkarriere 2018. Der Teilnehmer der Olympischen Spiele 2008 in Peking und zahlreicher Welt- und Europameisterschaften hatte in seiner Karriere serienweise Titel gesammelt. Ein weiteres bekanntes Gesicht in der deutschen Volleyballszene ist Georg Klein, 14facher National-spieler, der im vergangenen Jahr noch Deutscher Meister und Pokal-sieger mit den Berlin Volleys wurde. Neben den beiden genannten Spielern gehörten dem Kader weitere 12 Spieler an, die nahezu ausnahmslos auf Erfahrungen in der 1. und 2. Bundesliga zurückblicken können. In Turin angekommen, ging es nach 8 stündiger Busfahrt auch schon direkt zum ersten Training in die Wettkampfhalle. Danach konnten endlich die Zimmer im Hotel bezogen werden und die Mannschaft verabschiedete sich nach einem langen Tag zügig auf die selbigen.
Hochmotiviert startete das Team am ersten Wettkampftag nach der Eröffnungsfeier um 15:00 Uhr mit einem klaren 3:0-Sieg gegen das Team aus Finnland (25:15, 25:6, 25:22) in das Turnier. Tags darauf wurde auch die Tschechische Republik, wie schon im vergangenen Herbst in der Qualifikation, mit 3:0 (25:17, 25:21, 25:22) deutlich geschlagen.
Unglücklicherweise kam es zu Beginn des dritten Satzes der Partie zu einem Zusammenprall zwischen Mittelblocker, Ricardo Galandi, und unserem Mannschaftskapitän und Zuspieler, Ole Schwerin. Beide Spieler mussten ausgewechselt werden.
Während Ole Schwerin durch die intensive Behandlung des Physiotherapeuten und Sportwissenschaftlers, Moritz „Mo“ Rieckenberg zum entscheidenden Spiel gegen Gastgeber Italien am dritten Turniertag wieder spielfähig gemacht werden konnte, war das Turnier für Ricardo Galandi leider aufgrund einer Sprunggelenksverletzung beendet.
Die Mannschaft, die durch den Ausfall der beiden Schlüsselspieler anfangs verständlicherweise verunsichert war, geriet nun schnell mehrere Punkte in Rückstand, der bis zum letzten Drittel des Satzes konstant blieb.
Gegen Ende des Satzes fand das Team, dass auf allen Positionen mehrfach hochqualitativ besetzt war, wieder zu seinen Stärken zurück, holte Punkt für Punkt auf und konnte auch diesen Satz für sich verbuchen. Die schwerste Aufgabe der Vorrunde, wartete am dritten Spieltag in Folge mit Team des Gastgebers Italien, das sich neben weiteren Teams ebenfalls Hoffnungen auf den Titelgewinn machte, und wie Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt in der Gruppe ungeschlagen war.
Auch in dieser Begegnung ging die Mannschaft wieder sehr fokussiert ins Spiel und behielt mit einem weiteren 3:0-Sieg (25:19, 25:20, 25:21) auch im letzten Gruppenspiel ihre „weiße Weste“.
Beruhigend war, dass die Mannschaft nach kurzen Schwächephasen, in denen Italien wieder herankam oder sogar kurzfristig geführt hatte, immer wieder in der Lage war ein passendes Mittel zu finden, das Spiel erneut in den Griff zu bekommen.
Letztlich waren der Sieg und somit Platz 1 in der Vorrundengruppe nie ernsthaft gefährdet.
Auf die dreitägige Vorrunde folgte ein Ruhetag für alle Mannschaften.
Da der Veranstalter für diesen Tag kein Programm angeboten hatte, beschloss das Team die Regenerationszeit für eine Stadtrundfahrt mit anschließendem Stadtrundgang in Turin zu nutzen.
Von unseren erfahrenen, hilfsbereiten Busfahrern wurde eine deutschsprachige Stadtführerin gebucht, die die Gruppe in einem dreistündigen Programm durch die Stadt führte und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorstellte.
Am nächsten Tag wartete mit Bulgarien im Halbfinale der Titelverteidiger und Turnierfavorit, der in seiner Vorrundengruppe überraschend nur Platz 2 belegt hatte.
Mit einem gehörigen Maß an Respekt ging unsere Mannschaft hochkonzentriert in das Spiel gegen einen Gegner, der bei europäischen Titelkämpfen noch nie von Deutschland besiegt werden konnte.
Nach zwei Sätzen, die mit 25:12 und 25:19 unerwartet deutlich von unserer Mannschaft gewonnen werden konnten, fand Bulgarien, etwas besser ins Spiel, konnte aber letztlich von unserer Mannschaft, die bei jedem Rückstand die passende Antwort fand, mit 25:22 besiegt werden und man hatte damit die Silbermedaille bereits sicher.
Im Finale tags darauf wartete Überraschungsgegner Griechenland, der im Semifinale den Gastgeber Italien deutlich schlagen konnte. Auch dem letzten Gegner der Titelkämpfe ließ die Mannschaft kaum eine Chance. Mit 25:15 wurde der erste Satz deutlich nachhause gebracht. Auch im zweiten Satz zeigte die Mannschaft ihren starken Charakter, als der Gegner lange Zeit auf Augenhöhe war.
Sie entschied den bis zum letzten Ball spannenden Durchgang mit 25:22 zu ihren Gunsten und hatte die Gegenwehr der tapfer kämpfenden Griechen damit wohl endgültig gebrochen. Nach einer guten Stunde wurde auch der dritte Satz mit 25:15 erneut ungefährdet gewonnen und das große Ziel mit nicht enden wollendem Jubel erreicht.
Deutschland ist Europameister! Alle Gegner ließen bei ihren Glückwünschen keinen Zweifel aufkommen, dass das eindeutig stärkste Team des Turniers, hochverdienter Europameister wurde. Letztlich wurden die Titelkämpfe 2023, einschließlich der Qualifikation im Vorjahr, mit sieben Siegen und 21:0 Sätzen in beindruckender und noch nie in der Geschichte der Europäischen Polizeimeisterschaften im Volleyball dagewesenen Art und Weise beendet.
Nach der Siegerehrung kam es zu weiteren individuellen Ehrungen der stärksten Spieler des Turniers. Georg Klein wurde verdient zum besten Blocker des Turniers gewählt. Für den Titel „Best Player Overall“ wurde von den Trainern der deutsche Mannschaftskapitän und Kopf des Teams, Ole Schwerin, gewählt. Die beiden Ehrungen des besten Angreifers und Liberos gingen an Italien und Frankreich.
Als kleiner Wermutstropfen blieb, neben der Verletzung von Rici Galandi, die Tatsache, dass dieses hochklassige Event in einer herrlichen, von einem schönen Park umrahmte Location, dem „Palazzetto Dello Sport“, einer der Olympiahallen der Winterspiele von 2006, quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Von einem leicht höheren Zuschauerzuspruch an den Finaltagen abgesehen, blieben die Sportler leider regelmäßig, mit wenigen mitgereisten Fans, unter sich.
Daher muss das Ziel für die Europäischen Polizeimeisterschaften der Frauen im kommenden Jahr in Saarbrücken sein, alles daran zu setzen, den Sportlerinnen, von denen viele vielleicht nur einmal in ihrem Berufsleben die Chance bekommen, an einer Polizeieuropameisterschaft teilzunehmen, eine würdige Atmosphäre für für ihre Wettkämpfe zu schaffen.
Nach einer kurzen Nacht ging es dann am nächsten Morgen wieder auf die Reise in Richtung Heimat. Unserer Dank gilt dem gesamten Team, welches trotz teilweise sehr widriger Umstände im
Gastgeberland hervorragend harmoniert und somit die Grundlage für diesen großartigen Triumph gelegt hat.
Reiner Quinten, Achim Genetsch