Vom 13. bis 16. Juni fanden die 29. Deutschen Polizeimeisterschaften im Schießen in Suhl statt.
Wenige Tage nach dem Junioren-Weltcup stand somit schon das nächste sportliche Highlight im Schießsportzentrum Suhl an. Die professionell ausgestattete Anlage auf dem Friedberg ist nach der Europäischen Polizeimeisterschaft im Jahr 2019 bereits zum fünften Mal Gastgeber einer Meisterschaft der Sicherheitskräfte. Insgesamt 228 Beamte aus 15 Bundesländern und dem Bund selbst stellten sich dem institutionsinternen Vergleich. Eine frühere Tradition lebte wieder auf, Schützen aus den Nachbarländern Österreich und der Schweiz folgten der Einladung mit insgesamt 13 Schützinnen und Schützen und verliehen der Veranstaltung damit noch ein ganz besonderen „internationalen“ Charakter.
Im Starterfeld waren auch zahlreiche Schützinnen und Schützen der deutschen Nationalmannschaft, die in den Sportfördergruppen der Polizeien ihren spitzensportlichen Weg gefunden haben.
Die Leistungsdichte war vermutlich noch nie so hoch wie aktuell. Neun teilnehmende Schützen und Schützinnen mit dem Gewehr sowie sechs mit der Pistole sind Angehörige der Nationalmannschaft – und es gibt sogar noch weitere Kaderangehörige, welche jedoch aufgrund von Terminkollisionen nicht teilnehmen konnten.
Wie schon bei der EPM 2019 waren alle Teilnehmenden im nahegelegenen Ringberghotel untergebracht. Das brachte zwar etwas höhere Kosten als die Unterbringung in einer Polizeiliegenschaft (früher Polizeischule Meiningen) mit sich, dafür reduzierten sich die täglichen Anfahrtswege erheblich und außerdem konnten alle Veranstaltungen – von der Eröffnungsveranstaltung über die Siegerehrung bis zum Abschlussabend – im Hotel stattfinden.
Die Eröffnungsveranstaltung fand bei bestem Wetter vor dem Haupteingang des Ringberghotels statt.
Nach dem Einlauf der Mannschaften und deren Aufstellung, fand die Begrüßung durch den stellvertretenden Abteilungsleiter Polizei und zugleich Vorsitzenden im TPSK, Ltd. PD Michael Menzel und den Sportbeauftragten der Thüringer Polizei, Polizeidirektor Andreas Röhner statt. Die offizielle Eröffnung nahm Herr Staatssekretär Udo Götze vor rund 350 Teilnehmenden und Gästen vor.
Am Mittwoch um 8 Uhr starteten die ersten Wettkämpfe in der Disziplin Luftpistole Damen. Unter den 29 Starterinnen konnte sich Andrea Heckner (Bayern) an die Spitze setzen, was jedoch noch nicht den Sieg bedeutete. Bei allen olympischen Disziplinen qualifizieren sich die besten acht Schützinnen bzw. Schützen für das Finale, bei dem es für alle wieder „von Null“ beginnt. Das Finale wiederum wird in „Zehntelwertung“ geschossen, es gibt also zwischen einer „schlechten“ 10,0 und einer optimalen 10,9 große Unterschiede. Das Finale läuft so ab, dass alle Schützinnen und Schützen zunächst 12 Schuss abgegeben, die summiert werden. Danach scheidet die Schützin oder der Schütze mit dem schlechtesten Ergebnis aus. Nach jeweils zwei weiteren Schüssen scheidet wieder die schlechteste Schützin bzw. der schlechteste Schütze aus. Erst nach 24 Schüssen steht somit fest, wer am Ende gewonnen hat. Um es für die Zuschauer noch interessanter zu gestalten, werden die Ergebnisse nach jedem Schuss kommentiert und visualisiert. Üblicherweise werden gute Schüsse auch lautstark bejubelt, so dass ein Finale für die Schützinnen bzw. Schützen immer eine sehr herausfordernde Atmosphäre bedeutet. Anders als in fast allen anderen Sportarten, kann man sein Adrenalin ja nicht für Bewegung nutzen, sondern sollte genau das Gegenteil machen. Das trifft ein alter Spruch recht gut: „Die schwierigste Bewegung ist, sich nicht zu bewegen.“
Andrea Heckner konnte in diesem Fall aber von ihrer jahrelangen auch internationalen Erfahrung profitieren und sich am Ende mit über 10 Ringen Vorsprung den ersten Titel bei der diesjährigen Meisterschaft sichern.
Es folgten die Herren mit dem Luftgewehr. Hier konnten sich alle fünf Kadersportler oben auf die Ergebnisliste setzen. Und auch nach dem anschießenden Finale waren dieselben Schützen oben zu finden. Maximilian Ulbrich (Bayern) konnte nach dem besten Vorkampfergebnis auch das Finale mit knappen 0,8 Ringen Vorsprung vor Colin Fix (Baden-Württemberg) für sich entscheiden.
In der Disziplin Damen Luftgewehr sollte es sehr spannend werden. Von den vier Nationalkaderathletinnen landeten drei auf den ersten Plätzen. Im Finale zeichnete sich aber ein sehr enges Rennen ab. Bei den meisten Ausscheidungen trennte die Schützinnen nur wenige Zehntel und es gab häufige Platzierungswechsel. Sophie Scholz (Nordrhein-Westfalen), die als Achte gerade noch ins Finale gekommen war, lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der bestplatzierten Larissa Weindorf (Baden-Württemberg).
Nach dem 24. Schuss waren beide Schützinnen ringgleich, weswegen der Wettbewerb im „Shot off“ entschieden werden musste. Larissa schoss zuerst und hatte eine sehr gut 10,5. Wenige Sekunden später schoss Sophie aber eine optimale 10,9 und konnte damit die Goldmedaille erringen.
Die Herren beendeten den Tag in der Luftdruckhalle mit der Luftpistole. Alle acht Finalisten waren aktuelle oder frühere Kaderangehörige. Christian Reitz (Hessen), der 2016 mit der Schnellfeuerpistole eine Goldmedaille bei der Olympiade gewann, konnte einen „Start-Ziel-Sieg“ hinlegen. Im Vorkampf lag er bereits auf Platz 1 und auch im Finale war er vom ersten Platz zu keiner Zeit zu vertreiben. Am Ende hatte er 9,6 Ringe Vorsprung auf Mathias Putzmann (Sachsen).
Mit der Zentralfeuerpistole konnte Christian Reitz seine Erfahrung noch besser ausspielen. Mit ganzen neun Ringen Vorsprung sicherte er sich hier den 1. Platz – wieder vor Mathias Putzmann. Da diese Disziplin nicht olympisch ist, gab es die Entscheidung schon nach 60 Schüssen.
In dieser Wettkampfklasse war auch eine Mann-schaftswertung ausgeschrieben. Diese konnte das Team Hessen um Christian Reitz (1701 Ringe) vor Thüringen (1691 Ringe) und Sachsen
(1663 Ringe) für sich entscheiden.
Die letzte Entscheidung des Tages fiel bei den Frauen mit der Sportpistole. Im Vorkampf lag hier
Jenny Merker (Sachsen) drei Ringe vor Kim Richter
(Hessen). Im Finale wird hier – anders als bei den meisten anderen Disziplinen – nicht auf Zehntelringe geschossen, sondern es gibt eine „Hit or Miss“ Regel. D.h. jeder Schusswert der besser als 10,2 ist, wird als „Treffer“ gewertet – alles, was schlechter ist, wird nicht gewertet. Nachdem im Vorkampf 30 Schuss „Präzision“ und 30 Schuss „Duell“ geschossen wurden, wird das Finale nur noch im Duellmodus durchgeführt.
Hier hat man im Wechsel sieben Sekunden Pause und drei Sekunden Zeit, um den Schuss abzugeben. In diesen 3 Sekunden darf der Arm auch erst aus dem 45 Grad Winkel angehoben werden. Insgesamt werden zehn Serien mit jeweils 5 Schuss geschossen.
Die erste Schützin mit den wenigsten Treffern verlässt den Stand nach 20 Schuss, nach jeweils 5 weiteren Schüssen geht die nächst schlechtere Schützin. Bei Punktgleichheit entscheidet das
Shot-Off mit jeweils 5 Schuss. Jenny Merker (Sachsen) startete recht verhalten in den Wettkampf. Danach konnte sie sich aber deutlich steigern und sogar Serien mit 4 und 5 Treffern erzielen, so dass sie am Ende mit ihren 22 Punkten deutliche vier Punkte vor Kim Richter (Hessen) lag, welche damit ihre zweite Silbermedaille im Einzel gewann.
Nach jedem Wettkampf wurde eine „Flower Ceremony“ durchgeführt. Der Veranstalter hatte sich in diesem Jahr jedoch für eine nachhaltige Alternative entschieden und kleine gravierte Baumscheiben als Präsente ausgegeben.
Am ersten Abend fand dann die Siegerehrung aller Disziplinen und Mannschaftswertungen im Hotel statt. Hier wurden neben den Medaillen und Urkunden auch noch Nougat einer hiesigen Schokoladenmanufaktur übergeben. Insgesamt
48 kg Nougat wurden so in zwei Tagen verteilt, was hoffentlich Motivation für den zweiten Wettkampftag darstellte.
Am Donnerstag starteten die Wettkämpfe mit dem Kleinkalibergewehr im Dreistellungswettbewerb. Nach 20 Schuss kniend folgten 20 Schuss Liegend und 20 Schuss stehend. Nach dem Vorkampf wird das Finale der besten Acht ebenfalls in allen
3 Stellungen durchgeführt. Nach 15 Schuss kniend folgt eine gemeinsame Umbauzeit mit nur
7 Minuten, in denen auch noch die Probeschüsse abgegeben werden müssen, was sehr sportlich ist. Nach 15 Schuss Liegend gibt es dann noch
9 Minuten Umbauzeit inklusive Probeschüsse. Gegen Ende des Stehendschießens scheidet immer wieder der Schlechteste aus dem Teilnehmerfeld aus, bis nach 45 Schuss der Sieger feststeht.
Bei den Damen konnte sich Larissa Weinberg (Baden-Württemberg) mit etwas schwachem Beginn immer weiter nach oben arbeiten, bis sie am Ende die Goldmedaille gewinnen konnte. Bei den Herren war Maximilian Ulbrich (Bayern) von Beginn an nicht von der Spitzenposition zu verdrängen um am Ende mit deutlichem Vorsprung verdient neuer deutscher Polizeimeister zu werden. Die Mannschaftswertung gewann Bayern (1761 Ringe) vor Baden-Württemberg (1748 Ringe) und Nordrhein-Westfalen (1704 Ringe).
Die Freie Pistole ist eine besondere Waffe. Es handelt sich um eine Einzellader-Kleinkaliberpistole mit einem extrem niedrigen Abzugsgewicht von meist unter 50 Gramm mit der auf 50 Meter geschossen wird.
Aufgrund der nach der DPM stattfindenden WM-Ausscheidung haben die Kadersportler auf diese Disziplin – die sie dort nicht schießen − verzichtet. So nutzte Robert Janikulla (Thüringen) die Chance, um sich mit ganzen neun Ringen Differenz auf Thomas Grams (Mecklenburg-Vorpommern) ganz oben auf dem Siegerpodest zu platzieren.
In der 2006 eingeführten Disziplin Dienstpistole gab es an der Spitze des Tableaus keine wirkliche Überraschung. Eric Ceglowski (Rheinland-Pfalz) gewann mit 384 Ringen zum dritten Mal in Folge und zum vierten Mal insgesamt diese Disziplin mit dem wohl höchsten Polizeibezug.
Bei den Damen siegte Isabel Viedt (Berlin) mit herausragenden 382 Ringen.
In der gemischten Mannschaftswertung gewann Sachsen (1119 Ringe) knapp vor Berlin (1118 Ringe und Bayern (1117 Ringe).
Als letzter Wettbewerb startete der erstmals bei einer DPM ausgetragene Mixed Wettkampf mit der Luftpistole und dem Luftgewehr. Hier starten jeweils ein weiblicher und ein männlicher Starter. Nach jeweils 20 Schuss qualifizieren sich die besten fünf Teams fürs Finale, bei denen gegen Ende auch wieder Eliminationen dazu führen, dass nach 2×24 Schuss die Sieger feststehen.
Im Finale der Luftpistole startete das Team Sachsen (Jenny Merker und Mathias Putzmann) im Mittelfeld, konnte sich aber durch konstant gute Schüsse und weniger Ausreißer immer weiter nach vorne schieben. Am Ende konnten sie denkbar knapp mit 0,2 Ringen Vorsprung vor Baden-Württemberg den Sieg erringen.
Mit dem Luftgewehr lief es ähnlich wie bei den vorhergehenden Mannschaftswertungen. Baden-Württemberg (Larissa Weindorf und Colin Fix) und Bayern (Alisa Zirfaß und Maximilian Ulbrich) lieferten sich hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das am Ende aber wieder Bayern für sich entscheiden konnte.
Umrahmt wurden beide Wettkampftage durch Technikschauen. Am ersten Tag eine, die auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Hier hatten neben den Teilnehmenden auch Besucher die Gelegenheit, abseits des Wettkampfgeschehens die Polizeifahrzeuge zu bestaunen. Neben dem Krad, dem ATV und dem Funkstreifenwagen kam sogar der Wasserwerfer aus Erfurt. Die Hundeführer der Diensthundestaffel Süd zeigten ihre Vierbeiner, die Einsatzunterstützung Suhl präsentierten ihre Ausrüstung, die polizeiliche Beratungsstelle führte einige Gespräche und auch die Nachwuchsgewinnung führte aus, was der Polizeiberuf so alles mit sich bringt.
Der zweite Wettkampftag war geprägt von einer internen Technikschau. Neben der USBV des TLKA war auch die TEE mit ihren Drohnen und dem TLT vor Ort. Ein riesiger Besuchermagnet bildete zudem die Vorstellung der Mitteldistanzwaffen. Die Kolleginnen und Kollegen die an den jeweiligen Tagen vor Ort waren, haben dem Wettkampfgeschehen mit der Vorstellung ihrer jeweiligen Arbeitsbereiche und Technik einen würdigen Rahmen gegeben.
Am Abschlussabend wurden die Siegerehrungen des letzten Wettkampftages durchgeführt. Traditionell fand in diesem Rahmen auch die Ehrung der Länderwertung statt. Hier konnte sich Bayern vor Baden-Württemberg und Hessen Platz 1 sichern.
Mit dem Suhler Knabenchor sowie einer Tanzgruppe wurde ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Rahmenprogramm geboten. Herr Menzel und Herr Röhner erklärten die 29. Deutschen Polizeimeisterschaften nach ihren jeweiligen Reden für beendet.
Am späteren Abend gab es den letzten offiziellen Teil. Arndt Jokschat, neuer Geschäftsführer des DPSK, überreichte dem Organisationsteam sowie weiterer verdienter Personen Präsente. Herr Röhner bedankte sich bei den Gästen aus Österreich und der Schweiz. Der neue Bundesfachwart Christoph Häßler überreichte den in den letzten Jahren ausgeschiedenen Fachwarten kleine Präsente und dankte für ihre Tätigkeiten. Danach überraschte er die Anwesenden mit einem musikalischen Beitrag, was den gelungenen Abend abrundete. Abschließend übernahm der DJ und es wurde bis spät in die Nacht ausgelassen gefeiert, bis am Freitagmorgen die Rückreise angetreten wurde.